USS William P. Lawrence (DDG-110)
Die USS William P. Lawrence (DDG-110) ist ein moderner Zerstörer der Arleigh Burke-Klasse (Flight IIA) der United States Navy. Ausgestattet mit dem Aegis-Kampfsystem verkörpert sie Multimissionsfähigkeit: Luft-, Raketen-, See- und Unterwasserkampf in einem einzigen Schiff. In diesem Artikel beleuchten wir die Entstehungsgeschichte, tauchen tief in die technischen Spezifikationen ein und erfahren, welche Rolle das Schiff im heutigen weltweiten Einsatzspektrum spielt.
Entstehung und Indienststellung
Namensgebung und historische Bedeutung
Benannt ist DDG-110 nach Vizeadmiral William P. Lawrence (1930–2005), einem herausragenden Marineflieger, Testpiloten und Vietnam-Kriegsgefangenen. Seine Karriere als „People’s Admiral“, seine Führungsstärke und seine Pionierleistungen in der Ausbildung künftiger Offiziere machten ihn zu einer prägnanten Persönlichkeit, der dieses Schiff in seiner Nachfolge dienen soll.
Bau, Stapellauf und Inbetriebnahme
Der Bauauftrag ging am 13. September 2002 an Northrop Grumman Shipbuilding, Ingalls Shipbuilding in Pascagoula, Mississippi. Die Kiellegung erfolgte am 16. September 2008, der Stapellauf am 15. Dezember 2009. Getauft wurde das Schiff am 17. April 2010 von Diane Lawrence, der Witwe des Namensgebers. Am 4. Juni 2011 wurde die USS William P. Lawrence offiziell in Dienst gestellt und Heimathafen der Zerstörerflottille in Pearl Harbor/Hawaii.
Technische Spezifikationen
Abmessungen und Antrieb
– Verdrängung: 9 200 t (Standard), bis zu 9 800 t (Vollbeladen) – Länge: 155,3 m – Breite (Maximale Tragweite): 20 m – Tiefgang: 9,4 m – Antrieb: • 4 × General Electric LM2500-30 Gasturbinen (insgesamt 100 000 shp / 75 000 kW) • 2 Wellen mit Verstellpropellern – Geschwindigkeit: über 30 kn (56 km/h) – Reichweite: ca. 4 400 Seemeilen bei 20 kn
Die Kombination aus leistungsfähigen Gasturbinen und hydrodynamisch optimiertem Rumpf sorgt für hohe Endgeschwindigkeit und hervorragende Manövrierfähigkeit, die für Eskort- und Sturm-Einsätze unerlässlich ist.
Bewaffnung
– Hauptgeschütz: 1 × 5″/62 cal Mk 45 Mod 4 Leichtgewichtsgeschütz – CIWS (Nahbereichsverteidigung): 1 × Phalanx 20 mm Block 1B – Leichte Geschütze: 2 × 25 mm Mk 38 Mod 2, 4 × .50 cal Maschinengewehre – Raketenwerfer: • Mk 41 VLS → 96 Zellen (32 vorn, 64 achtern) – RIM-66 Standard SM-2 (Oberflächen- und Luftabwehr) – RIM-156 SM-2ER – RIM-161 SM-3 (Ballistische Raketenabwehr) – RIM-174 SM-6 – RIM-162 ESSM (quad-packed) – BGM-109 Tomahawk (Landangriff) – RUM-139 VL-ASROC (U-Boot-Abwehr) – Torpedos: 2 × Mk 32 Triple-Torpedowerfer → Mk 46/50/54 Lightweight Torpedoes
Diese vielfältige Bewaffnung macht die William P. Lawrence zu einem echten Multimissionsschiff, das flexibel auf Bedrohungen aus allen Dimensionen reagieren kann.
Sensorik und Elektronik
– Multifunktionsradar: AN/SPY-1D(V) Aegis SPY-Radar – Sonar: AN/SQS-53C Bugsonar, AN/SQR-19 Towed Array Sonar – Elektronische Kriegsführung: • SLQ-32(V)3 EW-Suite • Mk 36 SRBOC Täuschkörperwerfer – Fire-Control-Systeme für Geschütze und Flugabwehrraketen
Die Sensorfusion im Aegis-System ermöglicht simultane Zielerfassung und Bekämpfung von Dutzenden Bedrohungen, von Anti-Schiff-Raketen bis zu ballistischen Flugkörpern.
Flugoperationen und ASW-Fähigkeiten
– Flugdeck und Hangar für 2 × MH-60R Seahawk Hubschrauber – Unterstützung für UAV-Operationen und Luftbetankungseinrichtung (HIFR) – ASW-Combat-System: SQQ-89(V) mit integrierter Torpedowaffensteuerung
Die Hubschrauber erweitern die sensorische Reichweite und erhöhen die Flexibilität bei U-Boot-Bekämpfung, Such- und Rettungsmissionen.
Besatzung und Einrichtung
– Besatzung: ca. 380 Offiziere und Mannschaften – Unterkünfte: Einzel- und Doppelkabinen, moderne Messe- und Freizeiträume – Medizinische Station, Fitnessbereich und Bordküche für Langzeiteinsätze – Combat Information Center (CIC) mit hochmodernen Konsolen zur Gefechtsführung
Ein durchdachtes Raummanagement und ergonomisch gestaltete Arbeitsplätze sichern Effizienz und hohen Komfort auf langen Seeunternehmungen.
Einsatzprofil
Erste Einsätze und Flottenzugehörigkeit
Nach der Indienststellung absolvierte DDG-110 umfangreiche Schiffs- und Waffentests im Atlantik. Seit 2012 operiert sie vorrangig im Pazifik, unter anderem als Teil der Carrier Strike Group 3, und leistet Präsenz im Südchinesischen Meer und im Indischen Ozean.
Übungen und Operationen
Die William P. Lawrence nahm an multinationalen Großübungen wie RIMPAC, Valiant Shield und Keen Sword teil. Dabei demonstriert sie ihre Aegis-Fähigkeiten im Luft- und Raketenabwehrverbund und führt koordinierte See- und U-Boot-Jagdoperationen durch.
Modernisierung und Zukunftsaussichten
System-Upgrades und Block-Erweiterungen
– Integration des neuen AN/SPY-6 (V)1 AMDR (Air & Missile Defense Radar) – Digitalisierung der Schiffssysteme (NGTS-Netzwerk) – Erhöhung der Cyber-Resilienz und verbesserter ESM-Funktionalitäten
Diese Upgrades sichern die DDG-110 für die nächsten Jahrzehnte als hochflexible Plattform in komplexen Bedrohungsszenarien.
Strategische Bedeutung
Mit ihrem Multimissionsprofil bleibt die USS William P. Lawrence eine zentrale Komponente der US-Seekriegsführung. Sie garantiert Abschreckung, schützt Flugzeugträgerverbände und stärkt Verbündete in konfliktreichen Regionen – ein unverzichtbarer Baustein in globalen Sicherheitsarchitekturen.
Fazit
Die USS William P. Lawrence (DDG-110) verbindet modernste Marine-Technologie mit bewährter Aegis-Feuerkraft. Von den Tiefen des Ozeans bis in die Stratosphäre operiert sie als hochtechnologisches Bollwerk, flexibel anpassbar an vielfältige Gefahrenlagen. Ihr Name ehrt einen herausragenden Marineoffizier, während das Schiff selbst als „Never Give In!“ niemals von seinem Kurs abweicht – ein Symbol für Fortschritt, Stärke und Entschlossenheit der United States Navy.