Honda XLV750R

Die Honda XLV750R ist ein faszinierender Vertreter der frühen Adventure-Bikes der 1990er Jahre. Mit ihrem charakteristischen V-Twin-Motor und dem robusten Fahrwerk legte sie den Grundstein für Hondas spätere Transalp- und Africa-Twin-Modelle. Sie vereint technische Raffinesse mit einem unverwechselbaren Design, das sowohl im Gelände als auch auf der Straße Eindruck macht.

Design und Ergonomie

Äußeres Erscheinungsbild

Die XLV750R wirkt durch ihre kantigen Kunststoffverkleidungen und den rahmenintegrierten Flankenschutz wie direkt aus einem Actionfilm entsprungen. Die Frontmaske mit breitem Scheinwerfer und kuppelförmigem Tank erzeugt eine kraftvolle Silhouette.

Sitz- und Fahrposition

Mit einer Sitzhöhe von circa 840 mm bietet sie reizvollen Kompromiss zwischen Bodenhaftung und Bodenfreiheit. Die hochgezogene Sitzbank sorgt für viel Kontrolle im Gelände, während die breite Lenkerform eine aufrechte, entspannte Haltung auch auf langen Touren ermöglicht.

Motor und Leistung

Technische Details des Motors

Kennwert Angabe
Typ Flüssig­gekühlter 52° V-Twin, DOHC
Hubraum 747 ccm
Bohrung × Hub 79 × 76 mm
Verdichtungsverhältnis 10,0 :1
Ventilsteuerung 4 Ventile pro Zylinder, doppel­kopf­welle
Kraftstoffversorgung Doppelvergaser CV 32 mm

Leistungs­entfaltung

Die XLV750R liefert rund 69 PS (51 kW) bei 9 000 min⁻¹ und ein Drehmoment von etwa 60 Nm bei 7 500 min⁻¹. Dank der V-Twin-Charakteristik gelingt ihr eine gleichmäßige Kraftentfaltung, die im unteren und mittleren Drehzahlbereich besonders druckvoll anspricht – ideal, um steile Anstiege zu meistern oder Jumps im Waschküchentempo zu landen.

Fahrwerk und Handling

Rahmenarchitektur

Ein doppel­rohr­er Rahmen aus Stahl bildet das Rückgrat der XLV750R. Er verbindet hohe Stabilität mit einem moderaten Gesamtgewicht und behält dabei die nötige Flexibilität, um Schläge aus dem Gelände abzufangen.

Federung und Dämpfung

  • Vordergabel: Teleskop­gabel, ø 43 mm, 190 mm Federweg
  • Hinterrad: Monoshock-Federbein mit Umlenkmechanik, 180 mm Federweg
  • Einstellmöglichkeiten: Vorspannung und Zugstufe hinten, keine Zugstufenverstellung vorne

Dieses Set-up verzeiht ruppigen Untergrund und bietet dennoch genug Präzision bei schnellen Kurvenpassagen auf Asphalt.

Bremsanlage und Sicherheit

An der Front verzögern zwei 256 mm Scheiben mit Doppelsattel-Bremssätteln, während hinten eine einzelne 220 mm Scheibe zum Einsatz kommt. Obwohl moderne ABS-Systeme noch fehlen, gewinnt man durch die ausgewogene Brems­balance schnell Vertrauen – anstrengendes Pumpen wird durch gleichmäßige Dosierbarkeit ersetzt.

Elektrik und Ausstattung

  • Scheinwerferfunktion: H4 Halogen, 60/55 W
  • Instrumente: Kombiniertes analoges Tachometer/Drehzahlmesser, Tankreserve-Warnleuchte, Temperaturanzeige
  • Batterie: 12 V / 12 Ah
  • Zündsystem: Digital-Transistor-Zündung

Einfach, robust und wartungs­freundlich: Genau das, was man in abgelegenen Regionen braucht.

Abmessungen und Gewichte

Parameter Wert
Gesamtlänge 2 245 mm
Sitzhöhe 840 mm
Radstand 1 495 mm
Trockengewicht ca. 185 kg
Zulässiges Gesamtgewicht 390 kg
Tankinhalt 18 l (Reserve 4 l)

Mit einem vollgetankten Gewicht von rund 208 kg bleibt sie trotz altem Stahlrahmen noch handlich.

Fahrdynamik im Alltag

Auf unbefestigten Wegen spielt die XLV750R ihre Stärken aus: hohes Fahrwerk, griffige Stollen­reifen und kräftiger Ganzjahres­Motor machen sie zu einem verlässlichen Touren­begleiter. Auf Landstraßen begeistert sie durch diese V-Twin-Melodie, die in Kombination mit den tiefen Sitz­polstern selbst härteste Kopfsteinpflaster­passagen erträglich macht.

Wartung und Zuverlässigkeit

Honda baute die XLV750R in einer Zeit, als Zuverlässigkeit oberste Priorität hatte: Regelmäßige Ölwechsel, Ventilshim-Checks und ein jährlicher Vergaser­abgleich genügen, um die Maschine ewig laufen zu lassen. Ersatzteile sind mittlerweile Liebhaber­ware, aber wer Spaß an Schrauben hat, findet in Foren und Oldtimer­börsen alles Notwendige.

Fazit

Die XLV750R hat weder ABS noch Traktionskontrolle, trotzdem gehört sie in jede Motorrad­sammlung und in jede Garage eines Abenteurers. Das stämmige V-Twin-Triebwerk kombiniert mit einem echten Geländefahrwerk bildet die Blaupause für heutige Adventure-Bikes. Dieser Klassiker definiert Pioniergeist auf zwei Rädern und bleibt selbst nach Jahrzehnten sinn­stiftend modern.

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