Aviasud Sirocco

Der Aviasud Sirocco ist ein ultraleichter Amphibienflieger aus den frühen 1990er Jahren. Er vereint die Leichtbauprinzipien der französischen Manufaktur Aviasud mit der Vielseitigkeit eines Wasserflugzeugs. Sein Einsatzspektrum reicht von Freizeitflügen über Küstenerkundungen bis hin zu landwirtschaftlicher Überwachung. Durch seine niedrigen Betriebskosten und einfache Wartung gewann der Sirocco schnell an Beliebtheit.

Design und Konstruktion

Rumpf und Materialien

Der Rumpf des Sirocco besteht aus glasfaserverstärktem Kunststoff (GFK) mit integrierten Auftriebskörpern. Diese Bauweise gewährleistet eine robuste, zugleich flexible Struktur. Der Einsatz von Kohlefaser an hochbelasteten Stellen vermindert das Gewicht zusätzlich. Eine spezielle Beschichtung schützt vor Korrosion und UV-Strahlung.

Tragflächen und Fahrwerk

Die Flügel sind als absenkbare Pontons ausgeführt, die beim Wasserstart und bei Bodenlandungen als Stützflächen dienen. Der Torsionsholm-Aufbau aus GFK sorgt für gute Lastverteilung und geringe Flügeldurchbiegung. Das elektromechanische Fahrwerk lässt sich mit einem Handhebel umklappen. So kann der Sirocco mühelos zwischen Wasser- und Landbetrieb wechseln.

Technische Daten

Parameter Wert
Leergewicht 185 kg
Maximales Abfluggewicht 500 kg
Spannweite 10,50 m
Länge 6,80 m
Höhe 2,40 m
Flügelfläche 11,2 m²
Flügelstreckung 9,8
Motorleistung 50 kW (68 PS)
Höchstgeschwindigkeit 180 km/h
Reisegeschwindigkeit 140 km/h
Steigrate 4,5 m/s
Reichweite 550 km
Treibstoffkapazität 60 l
Wassertankvolumen integriert in Pontonrumpf

Motorisierung und Antrieb

Triebwerkskonzept

Der Sirocco ist serienmäßig mit einem wassergekühlten Rotax 582-Zweitaktmotor ausgestattet. Das Doppelvergaser-System ermöglicht gleichbleibende Leistung in unterschiedlichen Flughöhen. Ein zusätzlicher Öl-Wasser-Kühler sichert konstante Betriebstemperaturen.

Propeller und Antriebsstrang

Ein zweiblättriger, klappbarer Composite-Propeller liefert optimale Schubkraft beim Wasserstart. Die Kupplung ermöglicht ein sanftes Einkuppeln nach dem Abheben. Getriebeübersetzung und Propellerblattwinkel sind auf den niedrigen Luftwiderstand des Flügelprofils abgestimmt.

Leistungsfähigkeit und Flugverhalten

Start- und Landeeigenschaften

Auf Land benötigt der Sirocco nur 120 m Startstrecke bei voller Beladung. Auf Wasser ist ein 220 m langer Anlauf nötig, um Planing zu erreichen. Die breite Pontonstruktur gewährleistet stabile Gleitlage beim Aufsetzen. Das Handling bleibt dabei auch bei leichtem Wellengang sicher.

Flugcharakteristik

Der Sirocco zeigt bei Reisegeschwindigkeit ein sehr ausgewogenes Handling. Das einklappbare Fahrwerk minimiert den Luftwiderstand im Reiseflug. Das Flugzeug reagiert präzise auf Steuerbefehle und bietet dennoch ausreichend Komfort für längere Touren.

Avionik und Instrumentierung

Standardausstattung

Die Basisausstattung umfasst analoge Rundinstrumente für Drehzahl, Höhe, Geschwindigkeit und Motortemperatur. Ein kombiniertes Funkgerät ermöglicht UKW-Kommunikation im 8,33-kHz-Bereich. Ein einfacher Transponder sorgt für erhöhte Sichtbarkeit im Verkehrsraum.

Optionale Upgrades

Piloten ergänzen häufig ein modernes EFIS-Display mit GPS-Funktion. Autopilotmodule für Kurs- und Höhenhaltung sind ebenfalls verfügbar. Ergänzende Sensoren für Kraftstoffstand und externe Kameraüberwachung können nachgerüstet werden.

Einsatzbereiche und Historie

Freizeit- und Tourenflüge

Der Sirocco fand schnell einen festen Platz bei Küstenpiloten und Seenenthusiasten. Seine Fähigkeit, auf kurzen Plätzen und unvorbereiteten Uferstellen aufzusetzen, eröffnete neue Routen. Zahlreiche Pilotenschulen nutzten ihn außerdem für Amphibientrainings.

Spezialszenarien

Neben Freizeitanwendungen kam der Sirocco bei Umweltüberwachungen und Fotogrammetrie zum Einsatz. In entlegenen Gegenden erwies er sich als zuverlässiges Transportmittel für leichte Ausrüstung. Einige Exemplare sind noch heute bei Abenteurer-Expeditionen aktiv.

Wartung und Betriebskosten

Wartungsintervalle

Die Triebwerkswartung erfolgt im 50-Stunden-Rhythmus, strukturmechanische Checks alle 150 Stunden. Korrosionsprüfungen an den Pontonanschlüssen sind jährlich vorgeschrieben. Verschleißteile wie Dichtungen und Bremsbeläge lassen sich einfach austauschen.

Kostenschätzung

Der durchschnittliche Treibstoffverbrauch liegt bei 12 l/h. Jährliche Wartungskosten belaufen sich auf etwa 1 200 Euro. Versicherungsprämien für Ultraleicht-Amphibienmaschinen sind moderat und starten bei rund 300 Euro pro Jahr.

Fazit

Der Aviasud Sirocco besticht durch seine Kombination aus Leichtbau, Amphibienfähigkeit und unkomplizierter Wartung. Seine flexiblen Einsatzmöglichkeiten machen ihn zur idealen Lösung für Freizeit- und Spezialflüge. Auch heute noch ist er ein Zeichen für französische Ingenieurskunst im Ultraleichtbereich.

Aviasud Sirocco G-MNRT