Knoller C.II
Der Knoller C.II war ein zweisitziges Aufklärungs- und Armeeflugzeug der k.u.k. Luftfahrtruppen im Ersten Weltkrieg. Entwickelt von der Wiener Firma Knoller-Flugzeugbau, sollte er die Leistung und Zuverlässigkeit etablierter Typen übertreffen und zugleich eine flexible Beobachterplattform bieten. Das Muster vereinte eine robuste Stahlrohr-Holzkonstruktion mit bewährten aerodynamischen Profilen und zeichnete sich durch gute Langsamflugeigenschaften aus.
Der C.II entstand ab Mitte 1916 als direkter Nachfolger des Knoller C.I, wurde jedoch nur in geringen Stückzahlen gefertigt. Seine Besonderheit lag in der praktischen Modultauglichkeit: Sensoren, Kamera- und Funkanlagen konnten rasch gewechselt werden, was den Einsatz in den unterschiedlichsten Aufklärungsrollen erleichterte.
Entwicklungsgeschichte
Entstehung und Anforderungen
Die k.u.k. Luftfahrtruppen verlangten Mitte 1916 nach einem Flugzeug, das gleichzeitig hohe Steigleistung, stabile Fluglage und große Beobachtungsfenster bot. Knoller reagierte mit einem Entwurf, der die Motorleistung steigern, die Flächenbelastung verringern und dennoch Wartungsaufwand sowie Fertigungszeit minimieren sollte.
Prototypen und Erprobung
Zwei Prototypen des C.II erhielten zur Erprobung einen 160-PS-Oberursel-Motor. In Testreihen zeigte sich eine Steigleistung von über 4 m/s und ausgezeichnete Langsamflugeigenschaften. Anschließend passten die Konstrukteure Rumpfform und Tragflächenstummel an, um die Stabilität bei Seitenwind zu verbessern.
Konstruktion und Design
Rumpfaufbau
Der Rumpf bestand aus einem Gitterrohrrahmen aus hochfestem Stahl, überzogen mit einer Kombination aus Sperrholzplatten im vorderen Bereich und Leinwandbespannung im hinteren Abschnitt. Diese Bauweise verband die nötige Steifigkeit für Maschinengewehreinsätze mit ausreichender Flexibilität für Feldreparaturen.
Tragwerk
Die Doppeldecker-Konfiguration verwendete zweiholmige Holztragflächen mit Leichtbauholmen und Querstreben aus Stahlrohr. Die Bespannung erfolgte mittels augenfester Baumwollleinwand, die mit einem schützenden Lackfilm versiegelt wurde. Querruder und Höhenflosse erhielten gefederte Ausgleichssysteme, um Rückstellkräfte zu reduzieren.
Fahrwerk
Das starre Fahrwerk bestand aus zwei Hauptstreben mit geschraubten Dämpfergummis und einer durchgehenden Achse. Ein zusätzlicher Stützradsporn am Heck verhinderte Beschädigungen beim harten Aufsetzen auf improvisierten Feldplätzen. Die Baugruppe ließ sich bei Bedarf mit Skiern für Schneeoperationen umrüsten.
Cockpit und Beobachterstation
Das offene Cockpit bot Pilot und Beobachter hintereinander montierte Sitze. Große Ausbruchfenster in der unteren Tragfläche erlaubten dem Beobachter eine weite Sicht nach unten. Die Instrumententafel des Piloten umfasste Fahrtmesser, Höhenmesser, Kompass und variometerähnliches Steigmessgerät.
Technische Daten
Parameter | Wert |
---|---|
Besatzung | 2 (Pilot vorn, Beobachter) |
Rumpflänge | 7,85 m |
Spannweite | 12,20 m |
Höhe | 3,10 m |
Flügelfläche | 35,0 m² |
Leergewicht | 880 kg |
Max. Startgewicht | 1 350 kg |
Triebwerk | 1 × Oberursel U.III, 160 PS |
Höchstgeschwindigkeit | 155 km/h (auf Meereshöhe) |
Reisegeschwindigkeit | 130 km/h |
Stallgeschwindigkeit | 62 km/h |
Steigrate | 4,2 m/s |
Dienstgipfelhöhe | 4 800 m |
Reichweite | 380 km |
Treibstoffkapazität | 200 l |
Flugleistungen und Handling
Geschwindigkeit und Manövrierfähigkeit
Der C.II erreichte mit seinem 160-PS-Motor 155 km/h Höchstgeschwindigkeit und bot in Kurvenflug vergleichbare Wendigkeit zu Albatros- und Hansa-Brandenburg-Typen. Die gut abgestimmten Steuerflächen sorgten für präzise Reaktionen bei Richtungsänderungen.
Steigleistung und Reichweite
Dank moderater Flächenbelastung und leistungsstarkem Motor erreichte der Knoller C.II 3 000 m Höhe in rund zwölf Minuten. Mit 200 Litern Kraftstoff an Bord konnte er bis zu 380 km ohne Zwischenstopp überwinden und damit längere Frontaufklärungsflüge durchführen.
Langsamflug- und Landeverhalten
Die ausgelegten Profile der Tragflächen gewährleisteten ausgezeichnete Langsamflugeigenschaften. Die Stallgeschwindigkeit von 62 km/h ermöglichte kurze Start- und Landestrecken, selbst auf rudimentären Feldeinrichtungen.
Bewaffnung und Nutzlast
Primärbewaffnung
Pilotenseitig war der C.II nicht bewaffnet. Der Beobachter verfügte über ein auf einem Ringständer montiertes Schwarzlose M.07-Maschinengewehr mit flexibler Schulterstütze. Der ringförmige Lafettenmechanismus erlaubte freie Richtschüsse über 360°.
Aufklärungs- und Bombenlast
Unter dem Rumpf konnten zwei leichte Bombenbehälter mit je 12 kg Sprengladung angebracht werden. Für Fotografieeinsätze stand eine einstellbare Großformatkamera mit Weitwinkelobjektiv zur Verfügung, die in einer Schnellwechselschiene fixiert war.
Einsatzhistorie und Varianten
Frontaufklärung
Ab Herbst 1916 wurde der Knoller C.II an der Isonzo- und Tiroler Front eingesetzt. Er erfüllte Aufklärungsaufträge, Kartierungsflüge und Wetterbeobachtungsmissionen im Mittel- und Hochgebirge.
Modifikationen
Spätere Lose erhielten verstärkte Tragflächenholme und verbesserte Treibstoffleitungen. Eine Version mit vergrößertem Kühlergrill reduzierte Überhitzungsprobleme bei niedrigeren Fluggeschwindigkeiten.
Wartung und Betrieb
Wartungsintervalle
Der Oberursel-Motor erforderte 25-Stunden-Inspektionen mit Ölwechseln und Ventilspielkontrolle. Große Strukturchecks an Tragwerk und Rumpf wurden alle 100 Flugstunden vorgeschrieben.
Betriebskosten und Ersatzteillogistik
Dank standardisierter Bauteile konnten Ersatzteile schnell geliefert werden. Der durchschnittliche Kraftstoffverbrauch lag bei 55 l/h, was im Vergleich zu größeren Aufklärungsflugzeugen moderat war.
Fazit
Der Knoller C.II war trotz begrenzter Stückzahlen ein zuverlässiges Aufklärungsflugzeug mit ausgewogenen Flugleistungen. Seine robusten Konstruktion, gute Langsamflugeigenschaften und flexible Nutzlastoptionen machten ihn zu einer wertvollen Ergänzung der k.u.k. Flotten. Auch wenn er nie die Massenverbreitung anderer Typen erreichte, bewies er im rauen Gebirgseinsatz seine Stärken und trägt heute zur Technikgeschichte des Ersten Weltkriegs bei.