Honda VFR750F

Die Honda VFR750F gehört zu den Ikonen der Sporttourer-Geschichte. Zwischen 1986 und 1997 setzte sie Maßstäbe in puncto Fahrdynamik, Zuverlässigkeit und Alltagstauglichkeit. Ihr 748 cm³-V4-Motor mit Zahnradantrieb, der Leichtmetall-Brückenrahmen und die windschlüpfige Vollverkleidung machten die VFR750F zum Traum vieler Biker. Dieser Artikel beleuchtet die technischen Daten, das Konstruk­tionskonzept und das einzigartige Fahrgefühl der RC36/2 und ihrer Vorgänger.

Historie und Design

Von der VF zur VFR: Entwicklungslinie

1986 präsentierte Honda mit der VFR750F (Werkscode RC36) den Nachfolger der VF750-Reihe. Basis war ein komplett neu entwickelter V4-Motor mit 180-Grad-Hubzapfenversatz, der Ausgleichs­wellen überflüssig machte und den Antrieb leichter, drehfreudiger und vibrationsärmer werden ließ. Parallel entstand ein Aluminium-Brückenrahmen, der Renntechnik aus der RVF750 übernahm.

Windschlüpfige Vollverkleidung

Das rahmenfeste Verkleidungskonzept der VFR750F kombinierte perfekte Aerodynamik mit Tourenkomfort. Die Rundscheinwerfer verschwanden hinter einer glatten Front, während seitliche Flaps Turbulenzen minderten. Dank hoher Stich- und Gussradfelgen wirkte die Maschine satt auf der Straße, ohne klobig zu erscheinen.

Motor und Antrieb

90°-V4 mit Zahnradtrieb

Im Zentrum steht ein flüssigkeitsgekühlter V4-Zylinderblock mit 748 cm³ Hubraum. Die vier Brennräume verfügen jeweils über zwei obenliegende Nockenwellen (DOHC) und vier Ventile. Die kraftschlüssige Kraftübertragung der Nockenwellen erfolgt nicht über die sonst übliche Kette, sondern über Zahnradstufen – wartungsarm und äußerst präzise.

• Hubraum: 748 cm³ • Bohrung × Hub: 70,0 × 48,6 mm • Verdichtung: 11,0 : 1 • Leistung: 98 PS bei 10.000 U/min • Drehmoment: 73 Nm bei 8.000 U/min

6-Gang-Getriebe und Kardan­antrieb

Die kraftvolle Zwischensprint-Performance der VFR rundet das knackige 6-Gang-Getriebe ab. Serienmäßig verzichtet Honda hier auf die Kette und setzt auf einen wartungs­armen Kardanantrieb – ein Feature, das nur in wenigen Sporttourern jener Zeit zu finden war.

Fahrwerk und Bremsen

Aluminium-Brückenrahmen

Der hochfeste Aluminium-Brückenrahmen mit Druckgussknotenpunkten ermöglicht optimale Steifigkeit bei minimalem Gewicht. Er hält die VFR satt in der Spur, selbst wenn auf kurvigen Landstraßen sportlich attackiert wird.

Telegabel und Pro-Link-Schwinge

Vorne arbeitet eine 41-mm-Teleskopgabel mit einstellbarer Luftunterstützung und 130 mm Federweg. Hinten federt ein Pro-Link-Einarmschwingen­system mit Zentralfederbein auf ebenfalls 130 mm. Diese Kombination verhilft zu exzellentem Komfort und sicherem Feedback.

Hochwertige Scheibenbremse

Zwei 296-mm-Doppelscheiben mit Vierkolben-Bremssätteln vorn und eine 256-mm-Scheibe mit Zweikolben-Bremssattel hinten sorgen für standfeste und gefühlvolle Verzögerung. Die Form und Montage ermöglichen exzellentes Nassbremsverhalten und lassen das Bike nicht übermäßig eintauchen.

Abmessungen und Ergonomie

Kompakte Maße

• Länge × Breite × Höhe: 2.100 × 720 × 1.185 mm • Radstand: 1.470 mm • Sitzhöhe: 800 mm

Mit einem fahrfertigen Gewicht von rund 236 kg bleibt die VFR750F überraschend wendig und agil, ohne Nervosität auf schlechten Straßen.

Fahrerorientierte Sitzposition

Die Sporttourer-Sitzposition ist leicht nach vorn geneigt, ohne die Unterarme zu überlasten. Breite Fußrasten erlauben kraftvollen Knieschluss und geben selbst bei flotter Gangart Sicherheit. Das klare Cockpit bietet große Rundinstrumente und eine gut ablesbare Ganganzeige.

Leistung und Fahrverhalten

Beschleunigung und Höchstgeschwindigkeit

Dank des drehfreudigen V4-Motors gelingt der Sprint auf 100 km/h in knapp über 3 Sekunden. Die elektronische Begrenzung bei etwa 239 km/h zeigt deutlich, dass die VFR weder in Sachen Top-Speed noch in Zwischenspurts Kompromisse eingeht.

Kurvenräuber und Langstreckenbomber

Kaum ein anderes Bike jener Zeit verband präzises Einlenk­verhalten mit mühelosem Geradeauslauf. In schnellen Kurven legt sie Spurtreue an den Tag, während ein sanftes Schwingen über lange Distanzen nie in Erschöpfung mündet.Elektrik und Komfort

 Modernes Cockpit

Zwei große Rundinstrumente flankiert von Tankinhalt-, Temperatur- und Öldruckanzeigen liefern alle relevanten Informationen auf einen Blick. Ein serienmäßiger Kofferträger und optionale Handschützer erweitern den Tourenkomfort.

Beleuchtung und Zusatz­ausstattung

Die Halogenscheinwerfer bieten auch bei Nacht exzellente Ausleuchtung. Als Zubehör standen Windschutzscheiben in unterschiedlichen Höhen, Topcases sowie Komfortsitzbänke zur Wahl.

Wartung und Zuverlässigkeit

Serviceintervalle

• Öl- und Filterwechsel alle 6.000 km • Ventilspielprüfung alle 12.000 km (Einzel­schlepphebel erleichtern die Einstellung) • Kühlflüssigkeit alle zwei Jahre

Langlebigkeit und Ersatzteile

Dank robuster Konstruktion und hoher Fertigungsqualität laufen viele VFR750F-Motoren weit jenseits der 100.000-Kilometer-Marke. Ersatzteile finden sich noch heute leicht, wobei Community-Foren wertvolle Tipps zu selten gewordenen Originalkomponenten liefern.

Fazit

Die Honda VFR750F vereint sportliche DNA und tourentauglichen Alltagsnutzen auf einzigartige Weise. Ihr V4-Motor mit Zahnradnocken­trieb, die hochwertige Federung und die straffe Vollverkleidung machen sie zum Maßstab einer ganzen Motorrad­generation. Auch Jahrzehnte nach Produktionsende zieht die VFR noch zahlreiche Fans an, die das harmonische Zusammenspiel aus Motorleistung, Fahrwerk und Ergonomie zu schätzen wissen.

Honda VFR 750 F 1987