Honda Sabre
Die Honda VF 750 S Sabre aus den frühen 1980er-Jahren war Hondas Antwort auf den wachsenden Wunsch nach cruisigem Stil ohne sportliche Leistungseinbußen. Ausgestattet mit dem legendären 90°-V4-Motor, einer innovativen Anti-Dive-Gabel und einem robusten Kardanantrieb vereinte sie Komfort, Alltagstauglichkeit und zeitgemäße Technik. In diesem Artikel beleuchten wir die technischen Details der Sabre, ihr Fahrverhalten, die Wartungsaspekte und ihren Platz als Kultmaschine im Gebrauchtmarkt.
Historie und Modellhintergrund
Entwicklung im Zeichen der V-Vier-Ära
Nachdem Honda mit der CB750 den Supersportlermarkt in den 1970ern revolutioniert hatte, folgte Anfang der 1980er die neue Generation: der 90°-V4-Motor, zuerst in der VF 750 F, dann in spezialisierten Varianten. Die Sabre (VF 750 S) debütierte 1982 als geliftete „Cruiser“-Version mit tieferer Sitzposition, breiterem Lenker und optischen Schutzblechen im Chopper-Stil.
Marktposition und Besonderheiten
Mit nur rund 7.000 produzierten Exemplaren bis 1983 blieb die Sabre ein Nischenmodell. Trotzdem sprach sie Tourenfahrer an, die das sonore V4-Brabbeln, den wartungsarmen Kardanantrieb und die druckvolle Gangwechsel-Performance schätzten. Heute gilt sie als Klassiker, dessen markante Silhouette und technische Raffinessen Sammlerherzen höherschlagen lassen.
Motor und Antriebsstrang
90°-V4 mit rennerprobter Technik
Im Zentrum der Sabre arbeitet ein flüssigkeitsgekühlter V4-Viertaktmotor mit 748 cm³ Hubraum. Vier obenliegende Nockenwellen (DOHC) steuern je Zylinderbank vier Ventile. Bohrung und Hub betragen 70 × 48,6 mm, die Verdichtung liegt bei 10,8 : 1. Dank Titan-Kipphebeln und Schmiedekolben erreicht der Motor eine maximale Leistung von etwa 82 PS (60 kW) bei 9 500 U/min und entwickelt ein Drehmoment von rund 70 Nm bei 7 500 U/min.
Gemischaufbereitung und Zündung
Vier 32 mm CV-Keihin-Vergaser sorgen für eine ausgewogene Gasannahme, selbst in niedrigen Drehzahlbereichen. Die automatische Luftanreicherung bei Kaltstart und die präzise CDI-Zündung garantieren sauberen Leerlauf und spontane Leistung.
Sechsgang-Getriebe und Kardanantrieb
Die Sabre verfügt über ein knackiges 6-Gang-Getriebe mit kurzen Schaltwegen. Anstelle der üblichen Kette setzt Honda auf einen wartungsarmen Kardanantrieb, der bei jedem Wetter für minimales Spiel und saubere Kraftübertragung sorgt. Ein hydraulisch gedämpftes Mehrscheiben-Ölbadkupplungssystem eliminiert nervöses Nachrutschen beim Runterschalten.
Rahmen und Fahrwerk
Doppelrohrrahmen aus Stahl
Ein geschweißter Stahlrohrrahmen bildet das Rückgrat der Sabre. Er bietet eine ausgewogene Kombination aus Steifigkeit für präzise Richtungswechsel und Nachgiebigkeit, um Unebenheiten komfortabel zu schlucken.
Frontfederung mit Anti-Dive-System
Vorn arbeitet eine 37 mm-Teleskopgabel mit Luftunterstützung und TRAC-Anti-Dive-Mechanik. Diese verhindert starkes Eintauchen der Gabel beim kräftigen Bremsen und sorgt für eine konstante Geometrie im Kurveneingang.
Hinterradführung und Federung
Hinten übernimmt eine Pro-Link-Einarmschwinge mit zentralem Showa-Federbein die Feder- und Dämpfungsarbeit. Zug- und Druckstufe sind werkseitig abgestimmt, können aber mit einfachen Hilfsmitteln an Zuladung und Fahrstil angepasst werden.
Räder, Reifen und Bremsen
Speichenräder und Bereifung
Die Sabre rollt vorn auf einem 18-Zoll-Speichenrad mit 110/90-18-Bereifung, hinten auf einem 17-Zoll-Rad mit 130/90-17-Pneu. Diese Größenwahl verbindet Agilität in der Stadt mit Fahrstabilität auf Landstraßen.
Verzögerung mit Disc/Drum-Kombination
Vorn verzögern zwei 245 mm-Scheiben mit je einem Doppelkolbenbremssattel, während hinten eine 160 mm-Trommelbremse montiert ist. Die vorderen Scheiben liefern einen kräftigen Biss und gute Dosierbarkeit, die Trommel hinten hält die Bauhöhe und Kosten im Rahmen.
Abmessungen, Gewicht und Kapazitäten
• Länge × Breite × Höhe: 2 245 × 830 × 1 110 mm • Radstand: 1 570 mm • Sitzhöhe: 790 mm • Trockengewicht: 225 kg • Fahrfertiges Gewicht: 246 kg • Tankinhalt: 18 Liter (Reserve 4 Liter)
Die kompakte Geometrie bei moderatem Gewicht macht die Sabre handhabbar und vermittelt gleichzeitig ein sattes Straßengefühl.
Performance und Fahrgefühl
Beschleunigung und Topspeed
Mit rund 82 PS beschleunigt die Sabre in etwa 4,5 Sekunden von 0 auf 100 km/h. Die erreichbare Höchstgeschwindigkeit liegt jenseits von 200 km/h – für eine Maschine aus dieser Zeit ein beachtliches Niveau.
Laufruhe und Vibrationsverhalten
Der 90°-Antrieb des V4 sorgt für nahezu perfekte Primärausgleichung. Oberhalb von 6 000 U/min merkt man die legendäre V-Vier-Punch-Charakteristik – kräftiges Drehmoment ohne grobe Vibrationen.
Ergonomie und Alltagstauglichkeit
Sitzposition und Komfort
Der breitgezogene Lenker, das flache Soziussitzteil und das großzügig gepolsterte Fahrersitzpolster erzeugen eine aufrechte, entspannte Haltung. Kilometerlange Touren meistert die Sabre mühelos, ohne dass Nacken oder Handgelenke übermäßig belastet werden.
Stauraum und Alltagshilfen
Zwar bietet die Sabre keine integrierten Kofferlösungen, doch ein kantiger Tank mit knapp fünf Liter Reserve lädt zu häufigen Tankstopps ein. Zubehör wie Tankrucksack oder universelle Gepäckhalter sind leicht nachrüstbar.
Wartung, Zuverlässigkeit und Community
Serviceintervalle
• Öl- und Filterwechsel: alle 6 000 km • Ventilspielkontrolle: alle 12 000 km (automatische Hydrostößel) • Kühlmittelwechsel: alle zwei Jahre
Ersatzteilversorgung und Foren
Obwohl die VF-Reihe nicht mehr gebaut wird, sind gängige Verschleißteile wie Räder, Bremskomponenten und Elektrik noch gut verfügbar. Besitzer treffen sich in Online-Communities, um Tipps zur Vergaserwartung, Gabelreparatur und optischen Restaurierungen auszutauschen.
Fazit
Die Honda VF 750 S Sabre bleibt ein faszinierendes Kapitel der Motorradgeschichte: Sie kombinierte cruisiges Auftreten mit Rennsporterprobter Technik zu einem stimmigen Gesamtpaket. Auch Jahrzehnte nach ihrem Debüt überzeugt sie durch zuverlässigen Antrieb, solide Verarbeitung und ein Fahrerlebnis, das den Charme klassischer V-Vier-Maschinen mit moderner Alltagstauglichkeit verbindet.