Aviatik (Berg) D.I
Der Aviatik D.I war eines der herausragenden Jagdflugzeuge des Ersten Weltkriegs und markierte den ersten eigenständigen Doppeldecker der Bayerischen Flugzeugwerke (später Aviatik). Er zeichnete sich durch robuste Konstruktion, gute Wendigkeit und solide Höhenleistungen aus. Dank seines leistungsstarken Motors und soliden Maschinengewehrbewaffnung wurde er rasch zu einem gefürchteten Gegner am Fronthimmel.
Entwicklung
Die Entwicklungsarbeiten begannen 1916, als die Leitung der Aviatik auf die zunehmende Bedeutung luftgestützter Aufklärung und Luftkämpfe reagierte. Ziel war es, ein modernes Jagdflugzeug zu schaffen, das den Anforderungen an Geschwindigkeit, Steigleistung und Wendigkeit entsprach. Die ersten Prototypen flogen bereits im Spätsommer 1916 und lieferten vielversprechende Ergebnisse.
Prototypenversuche
Die beiden initialen Prototypen D.Ia und D.Ib unterschieden sich im Rumpfquerschnitt und in der Flügelspannweite. Während der D.Ia auf eine Spannweite von 9,20 m kam, wurde der D.Ib auf 8,80 m reduziert, um die Wendigkeit weiter zu erhöhen. Nach umfangreichen Boden- und Flugtests entschied man sich für eine Kombination beider Merkmale im Serienmodell.
Konstruktionsmerkmale
Rumpfaufbau
Der Rumpf bestand aus einem verschweißten Stahlrohr-Gittergerüst, überzogen mit Stoffbespannung und vereinzelten Sperrholzbeplankungen im vorderen Bereich. Diese Bauweise bot eine exzellente Stabilität bei gleichzeitig niedrigem Gewicht und ermöglichte einfache Reparaturen im Feldeinsatz.
Tragflächen
Die doppelte Tragfläche war als zweiholmige Holzkonstruktion ausgeführt und mit Leinwand bespannt. Eine leichte V-Stellung der oberen Tragfläche verbesserte die Sicht nach oben und sorgte für mehr Querstabilität. Die Bespannung wurde mit Gummifarben versiegelt, um Witterungseinflüsse zu minimieren.
Fahrwerk
Das starre Fahrwerk bestand aus zwei Hauptstreben mit Gummidämpfung und einer durchgehenden Achse. Durch die robuste Konstruktion konnte der D.I auch auf provisorischen Pisten eingesetzt werden, ohne dass die typischen Weichböden zu großen Problemen führten.
Cockpit und Instrumentierung
Das offene Cockpit bot dem Piloten eine gute Rundumsicht. Zur Ausstattung gehörten Fahrtmesser, Höhenmesser, Kompass und ein variometerähnliches Steigmessgerät. Der Motor wurde über einen Hebel gemischt reguliert, während ein separates Gestänge die Manöverklappen antrieb.
Bewaffnung
Serienmäßig war der Aviatik D.I mit einem starr in Flugrichtung montierten, synchronisierten LMG 08/15 Maschinengewehr ausgestattet. Optional konnte ein zweites MG ergänzt werden. Die Munition befand sich in zwei Magazinbehältern zu je 250 Schuss.
Technische Daten
Parameter | Wert |
---|---|
Besatzung | 1 Pilot |
Rumpflänge | 6,20 m |
Spannweite oberer Flügel | 9,00 m |
Spannweite unterer Flügel | 8,80 m |
Höhe | 2,80 m |
Flügelfläche | 23,5 m² |
Leergewicht | 700 kg |
Max. Startgewicht | 950 kg |
Triebwerk | Mercedes D.III (6-Zylinder-Reihenmotor) |
Leistung | 160 PS bei 1 400 U/min |
Höchstgeschwindigkeit | 180 km/h |
Steigleistung | 5 m/s |
Dienstgipfelhöhe | 5 500 m |
Reichweite | 360 km |
Bewaffnung | 1 × LMG 08/15 synchronisiert |
Treibstoffkapazität | 180 l |
Flugleistungen
Der Aviatik D.I zeichnete sich durch eine recht gute Steigleistung und solide Manövrierfähigkeit aus. Er erreichte 3 000 m Höhe in rund zehn Minuten und konnte in Kurvenflügen mit vergleichbaren Jagdflugzeugen seiner Zeit mithalten. Die robuste Bauweise erlaubte aggressivere Manöver ohne strukturelle Schäden.
Einsatz und Historie
Eingeführt im Frühling 1917, wurde der D.I zunächst in bayerischen Jagdstaffeln eingesetzt, später auch in verbündeten Einheiten der k.u.k. Luftfahrtruppen. Obwohl er gegenüber neueren Modellen wie dem Albatros D.III oder dem Fokker Dr.I bald an Leistung verlor, profitierte er von seiner Zuverlässigkeit und guten Haltbarkeit. Einige Maschinen blieben bis Kriegsende im Dienst.
Wartung und Instandhaltung
Dank der modularen Bauweise waren Ersatzteile leicht verfügbar. Regelmäßige Inspektionen erfolgten nach jeweils 25 Flugstunden, große Revisionsintervalle nach 100 Stunden. Feldreparaturen an beschädigten Holzelementen und Bespannung konnten von ausgebildeten Mechanikern unter einfachen Bedingungen durchgeführt werden.
Fazit
Der Aviatik D.I war kein herausragender Spitzenjäger, aber ein solides Arbeitspferd der deutschen Luftstreitkräfte. Seine robuste Konstruktion, einfache Wartung und gute Allround-Eigenschaften machten ihn zu einem geschätzten Begleiter im Jagdeinsatz. Auch wenn er nach dem Erscheinen leistungsstärkerer Typen rasch verdrängt wurde, bleibt er ein wichtiger Meilenstein in der Entwicklung militärischer Doppeldecker.