Auster Autocrat

Die Auster Autocrat (auch bekannt als Auster J/1 Autocrat) zählt zu den elegantesten Nachkriegs-Leichtflugzeugen aus britischer Produktion. Ab 1948 kam sie als komfortabler Dreisitzer auf den Markt und vereinte robuste STOL-Eigenschaften mit alltagstauglichem Reisekomfort. Ihr wirtschaftlicher Betrieb und die einfache Wartung machten sie zu einem Favoriten von Privatpiloten, Flugschulen und Charterbetrieben – hob aber ebenso bei Rallyes und Kunstflug-Shows gerne ab.

Entwicklungsgeschichte

Vom Militärtrainer zum Zivilflieger

Ursprünglich leitete sich die Autocrat ab von der bewährten Auster AOP-Markenfamilie, die im Zweiten Weltkrieg für Artilleriebeobachtung eingesetzt worden war. Nachdem der Bedarf an Militär-AOP-Typen nach Kriegsende stark zurückging, adaptierte Auster Aircraft Company die Plattform für zivile Zwecke. Das Resultat: ein geräumigerer Rumpf, drei Sitze nebeneinander und ein stärkerer Zivilmotor.

Produktionsbeginn und Variantenwachstum

Der Prototyp hob erstmals im Frühjahr 1948 ab. Ab 1949 begann die Serienfertigung in Rearsby, Leicestershire. Zwischen 1949 und 1955 entstanden rund 800 Exemplare, darunter die Hauptvarianten J/1 Autocrat (Zivilversion), J/1B (mit stärkerem Motor) und die kleine Sonderauflage Aiglet Trainer mit doppelter Steuerung.

Technische Daten

Parameter Wert
Besatzung 1 Pilot + 2 Passagiere
Länge 7,07 m
Spannweite 10,97 m
Höhe 2,13 m
Flügelfläche 16,36 m²
Leergewicht 550 kg
Max. Abfluggewicht (MTOW) 830 kg
Triebwerk 1 × Blackburn Cirrus Major III, 145 PS (107 kW)
Propeller Verstellbarer 2-Blatt-Propeller
Höchstgeschwindigkeit 200 km/h
Reisegeschwindigkeit 168 km/h
Stallgeschwindigkeit 65 km/h
Reichweite 530 km
Ausdauer 4 h
Dienstgipfelhöhe 4.115 m
Steigrate 3,0 m/s
Treibstoffkapazität 114 l

Aerodynamik und Struktur

Tragwerk und Auftriebseinrichtungen

Die Autocrat nutzt ein geradspanniges Flügelprofil mit hohem Auftriebsbeiwert. Große Fowler-Klappen und großzügig dimensionierte Querruder sorgen für hervorragende Kurzstarteigenschaften (Startstrecke ab 180 m) und ein sicheres Langsamflugverhalten. Die fließend abgesetzten Flügelspitzen erleichtern die Hangarierung und senken die Rollreibung.

Rumpfaufbau und Fahrwerk

Rumpf und Leitwerk bestehen aus einem Stahlrohr­gitterrahmen, überzogen mit Dacron-Gewebe. Das spart Gewicht und ermöglicht schnelle Feldeinsätze. Ein starres Spornradfahrwerk mit Oleo-Stoßdämpfern verträgt unbefestigte Pisten ebenso wie harte Landungen auf kurzen Bahnplatten.

Antrieb und Leistung

Blackburn Cirrus Major III

Der luftgekühlte Reihenmotor liefert 145 PS bei 2.500 U/min. Dank seiner einfachen Technik erfordert er nur geringe Wartungsintervalle und läuft zuverlässig auch auf durchschnittlichem AvGas. Ein verstellbarer Propeller erlaubt Piloten, Schub und Treibstoffverbrauch optimal auf Start, Steigflug oder Reiseflug abzustimmen.

Flugperformance

Im Reiseflug sind Blickwinkel und Übersicht exzellent – Piloten erreichen rund 168 km/h bei einem Verbrauch von etwa 25 l/h. Die Steigrate von 3 m/s bleibt bis in mittlere Flughöhen erhalten, wodurch sich die Autocrat auch für bergige Regionen eignet. Auf 4.000 m erreicht sie immer noch 2 m/s Steigleistung.

Avionik und Bordausstattung

Cockpit und Instrumente

Das klassische Cockpit ist funktional angeordnet: Fahrtmesser, Höhenmesser, Kurskreisel, Drehzahlmesser und Öldruck-/Temperaturanzeigen liegen auf Augenhöhe. Ein einfaches VHF-Funkgerät mit ADF-Empfänger genügt für Flugschulen und Charterbetrieb.

Komfortmerkmale

  • Drei Einzelsitze mit gepolsterter Rückenlehne
  • Großzügige Seiten- und Frontscheiben für Rundumsicht
  • Tief ansetzbare Türen erleichtern Ein- und Ausstieg
  • Optional: Schleudersitz-Trailerausstattung für Kunstflugvorführungen

Varianten

J/1 Autocrat

Basisversion mit Blackburn Cirrus Major III-Motor, Holzpropeller und Standard-Cockpit. Ca. 600 Stück gebaut.

J/1B Autocrat

Leicht modifizierte Ausführung mit Gipsy Major 1A (145 PS) und Metallverstellpropeller; verbesserte Kühlluftführung.

J/5 Adventurer

Weiterentwicklung mit höherem MTOW (900 kg), vergrößerten Tankkapazitäten und stärkerem Gipsy Major 10 (160 PS). Eher selten geworden, aber heute gesuchtes Sammlerstück.

Betrieb und Wirtschaftlichkeit

Einsatzprofile

Flugschulen lobten die Autocrat als Ein- und Umsteigertrainer: einfache Handhabung, stabile Fluglage und niedrige Betriebskosten. Privatpiloten schätzten den Dreisitzer für Familienausflüge und kurze Geschäftsreisen.

Kosteneffizienz

Mit rund 25 l/h AvGas und überschaubaren Wartungsintervallen blieben die Stundenkosten häufig unter 120 €. Ersatzteile aus alten Commonwealth-Beständen reduzieren Materialkosten weiter.

Erhaltungsprojekte und Sammlerszene

Eine lebendige Warbird-Community unterhält heute rund 70 flugfähige Autocrats weltweit. Museen in Biggin Hill (UK) und Shuttleworth Collection präsentieren teils makellose Restaurationen. Private Eigentümer treffen sich bei Fly-Ins, um Original-Spannlackierungen und historische Liveries zu tauschen.

Bedeutung und Ausblick

Die Auster Autocrat dokumentiert eindrucksvoll den Wandel von militärischer Beobachtung zur zivilen Leichtluftfahrt. Ihre Bauweise beeinflusste spätere STOL-Leichtflugzeuge und legte Grundlagen für moderne Ultraleichtkonzepte. In Zeiten steigender Treibstoffpreise und strengerer Umweltnormen bleibt ihr sparsamer Betrieb ein Vorbild.

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